Samstag, 1. September 2012

Entfremdet.

Wenn alles um mich, gesehen durch einen Nebel, fremd erscheint.
Wenn die Menschen, die ich liebe, die mir wichtig sind, plötzlich nicht mehr die sind, die sie sind.
Alles fremd.
Alles eigenartig fremd.

Und ich?
Wer bin ich?
Wer ist dieses WIR?
Wer ist vorne, wer ist hinten, wer sind all diese Augen, die voller Staunen, voller Hass, voller Zuneigung durch die meinen schauen?

Meine Psychiaterin gab dem Ganzen einen Namen:
Derealisation.
Depersonalisation.

Und sie sagte: es wird vorbei gehen.

Kaum noch Gedanken an Flucht, als sie das sagte. Es wird vorbei gehen.

Diese Normalität, sie erscheint mir so seltsam.
Keine Gewalt.
Nur Liebe, Zuneigung, ein aufmerksamer, liebevoller Mensch an meiner Seite, der mich nicht anschreit, mich nicht anlügt, mich nicht schlägt, nicht tritt, nicht Gewalt irgendwelcher Art anwendet.

Es ist seltsam, dieses mein gegenwärtiges Leben.

Es ist seltsam.

"Eine adequate Reaktion auf das was sie durchgemacht haben", sagte meine Psychiaterin.

Auch dieser Satz bringt Erleichterung.

Seit fast einer Woche FREMD.

FREMD in diesem Leben.
FREMD unter diesen Menschen.
FREMD in mir selbst.

Es war einfach alles zu viel.

Und so wurde abgeschalten.
Ich bin fassungslos.
Ich habe nichts, woran ich mich festhalten könnte.
Ich bin ohne Fassung. Nichts hält mich. Ich kann nichts fassen, was mich halten könnte.

Der Gedanke der letzte Woche immer wieder aufkam: DAVON! AUF UND DAVON!
Einfach wegrennen, vor diesem Leben, raus auf die Straße und alles hinter mir lassen.
Dieses friedvolle Leben, es kann nicht meines sein. Ich bin dafür nicht geschaffen.
Doch die Psychiaterin half mir ein wenig Fassung zurück zu erlangen: es wird vorbei gehen.

Gestern krümmte ich mich vor physischen und psychischen Schmerzen. Alles tat so weh. Es tat alles so weh.

Die Nacht davor schob ich die Katze von meinem Bauch, weil ich dachte, es wäre einer der Täter, der mich dort festhielt, küsste, umarmte.
Und ich klein und hilflos.

Flashbacks.

So viele davon.

Es wird vorbei gehen.

Ich weiß heute wird Die Mutter übernehmen, denn es kommen die Kinder. Und ich hab sie lieb, die Kinder. Sie brauchen nichts von meinem Schmerz, nichts von meiner ABNORMALITÄT. Sie brauchen Liebe, Zuversicht, Hoffnung und Stabilität.
Auch wenn sie nicht meine Kinder sind will ich ihnen das bieten können.

Es wird vorbei gehen.

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