Samstag, 14. Juli 2012

sprachverbot

ich habe zwei sehr anstrengende wochen hinter mir. Hs kinder waren während seines urlaubs bei ihm und wir haben hier leute besucht, dort leute besucht. und für jemanden, der die meiste zeit zu hause vor ihrem computer oder hinter ihren büchern verbringt, war das alles ein wenig zu viel.

aber ich glaube es hat mir gut getan. ich habe sehr nette leute kennengelernt in den letzten zwei tagen und sogar kurz meine geschichte angerissen, nur andeutungsweise. und es war ok.

einem freund von mir geht es gar nicht gut und ich mache mir um ihn sorgen. das bringt das ganze system in aufruhr, denn es erinnert viele daran, wie es bei uns war, noch vor wenigen jahren. jeder von uns geht anders damit um. einige werden aggressiv, denn sie halten es kaum aus, diesen spiegel vor augen zu haben. andere werden sehr besorgt und wollen helfen. wieder andere schalten vollkommen ab.
aber unsere sarah, die macht das alles, souverän wendet sie ihre weisheit an, ihre wärme und herzensgüte und dringt meist bei den leuten ein wenig durch.
wir hoffen nur dem freund von uns geht es bald wieder besser.

hat noch jemand bermerkt, dass die tage wieder kürzer werden? es ist zum heulen. wir haben es geliebt, dass es so lange hell war da draußen. weniger angst. viel weniger angst war damit da.
aber gut, mit kopfhörern in den ohren, schaffen wir es mittlerweile auch recht gut in der dunkelheit mit dem hund zu gehen.

das leben ist komisch für mich. ich bemerke es oft gar nicht, aber viel öfter sind jetzt andere von innen da, co-bewusst, mit mir zusammen, und sprechen, handeln. sie sind da, aber ich bin auch da. das ist es, was co-bewusstheit bedeutet.
so verliere ich keine zeit, verliere keine kostbaren erinnerungen, aber sie, die anderen in mir, bekommen auch ihre zeit, bekommen auch ihre worte und taten hinaus in die welt.
wir sind manchmal sehr einsam, denn nur wenige verstehen, wie es uns geht aber das schlimmste ist nicht das verständnis, oder nicht-verständnis... nein! das schlimmste ist, dass wir oft von vornherein annehmen, auf nicht-verständnis zu stoßen und die meisten dinge gleich für uns behalten, geheim halten, verschlossen halten und nicht hergeben.

wir wissen es bereits, manchmal sind die leute netter, als angenommen, verständnisvoller als angenommen. wir wissen das, und dennoch treibt uns die angst dazu unsere geheimnisse für uns zu behalten.

es hilft auch nichts, dass wir immer noch die worte "über so was spricht man nicht!" in unseren ohren klingeln hören. immer noch, immer noch.

ausgesprochen von der großmutter, sind sie uns immer noch ein großes mahnmal. über so was redet man nicht, spricht man nicht, weint man nicht, schreit man nicht, zeigt man nicht, tut man nicht, nichts tut man, das tut man nicht.

und so kreisen sie in unserem kopf wie ein adler, diese worte, mit adleraugen auf jeden verstoß gerichtet.

sprich nicht, schrei nicht, wein nicht, tu nicht.



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