Dienstag, 26. Juni 2012

Trauerfragen

Dienstag: Therapietag.
Wie immer denke ich darüber nach, was ich heute zum Thema machen werde. Aber es bringt ja alles sowieso nix, weil es dann doch immer ein wenig anders kommt.

Ich habe schon wieder diese quälenden Alpträume. Ich träume davon in einem Haus zu sein, aus dem ich entkommen will, und ich werde verfolgt von Monstern.

Es ist nicht schwer sich auszudenken, dass diese Träume mit meiner Kindheit zu tun haben.

Immer noch diese Trauer, schon jetzt, eine Stunde nach dem Aufstehen, kommt sie, begleitet mich.
Ich schwanke hin und her zwischen diesen Welten: mein Hier und Jetzt ist doch recht gut, recht schön, aber dennoch reißt es mich wieder zurück in die alte Welt: in die Vergangenheit, zu Menschen die ich vermisse, zu Menschen die mich nicht vermissen.

Wie kann es sein, dass eine derart tiefe Verbundenheit meinerseits einfach nicht erwidert wird?

Beziehungen als Multiple sind so schwierig.

In den letzten Wochen habe ich mich versteckt - hinter den Gittern meiner Schüchternheit und Lethargie.
Es ist so anstrengend so zu tun, als wäre man nicht multipel. Als wäre alles halbwegs in Ordnung, wenn doch hinter deinen Augen Kinder lauern, die nach außen schauen und ganz andere Dinge sehen. Wenn hinter deinen Augen Teenager lauern, die nur cool sein möchten. Wenn hinter deinen Augen Menschen lauern, die schlicht und einfach ganz anders sind als du.

So verstecke ich mich zu Hause und versuche mit mir und meinen Innenpersonen klar zu kommen.

Alles war mal eins. Wir alle waren mal ein Mensch. Jetzt sind wir viele Menschen, mit verschiedenen Interessen, Gedanken, Meinungen. Ich weiß nicht, ob wir jemals wieder eins werden können. Ich weiß es einfach nicht.
Wenn nicht? Was dann?

Da stehe ich nun als Außenpersönlichkeit - ohne Ahnung, wie mein System denn nun wirklich aussieht, wieviele Innenpersonen es denn nun tatsächlich gibt, wer denn da aller in mir lauert und nur darauf wartet, endlich nach außen treten zu dürfen/können/wollen.


Wo, wo, wo... Wo ist dieser Wahnsinn nur hergekommen? Wo hat er begonnen? Wann hört er auf? Kann diese Gewalt mit MIR, mit UNS enden? Können wir den Kreis des Wegsehens, des Weghörens und des Gewaltausübens durchbrechen?

Wer lauert in mir?
Sind da auch Täter in mir?
Kann ich sie kontrollieren, wenn sie in mir sind?

Ich habe Angst davor.

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