Sonntag, 24. Juni 2012

turbulent

Also, wie ist das Leben noch so, wenn man multipel ist?
Turbulent. Definitiv turbulent.
D'runter und d'rüber.
Bunt!

Die letzte Woche war hart. Es war schwer Worte zu finden für das Leiden, das Lieben, das Leben.

Immer noch hängen einige von uns ganz fürchterlich an den Amis, Freunde die wir vor acht Jahren das letzte mal gesehen haben. Acht lange Jahre ist es her, seit wir sie damals zu Weihnachten besucht haben. Acht Jahre, dass sie uns aus ihrem Leben verbannten, ohne ein Wort. Wir wissen heute noch nicht, was damals passiert ist. Wieso plötzlich? Wieso?!

Eine Frage die manche von uns immer noch sehr beschäftigt.
Wir hassen so unbeantwortete Fragen, kommen einfach nicht klar damit.

Einmal, da war der Körper gerade elf, sagte eine Lehrerin zu uns: "Clouds, wieso bist du so?" und wir wollten sie gerade fragen, WIE wir denn sind, doch sie und wir wurden abgelenkt... und wir wissen bis heute nicht, wie wir denn nun eigentlich sind. Ja, das beschäftigt uns heute, 18 Jahre später, immer noch.

Es ist wirklich schwierig, über solche Fragen hinweg zu kommen. Wir müssen es lernen. Wir müssen akzeptieren, dass manche Dinge, die uns betreffen vielleicht ewig im Dunkeln liegen werden.
Besonders schwierig, wenn man multipel ist und schon ein einziger Tag vollkommen in Dunkelheit und Raten verbracht werden kann. Raten: was mag heute wohl gewesen sein?

Wir haben also beschlossen, wir werden jetzt alles beseitigen, was mit den Amis zu tun hat. Wir haben einen riesigen Sack mit Fotos weggeschmissen, alte Teddy Bären und andere Geschenke von ihnen.
Wir vermissen sie so sehr.
Es tut so weh.

Einige Fotos haben wir uns dann doch aufgehoben. Und auch einige Geschenke. Die haben wir in eine Box gepackt, zusammen mit ein zwei Bildern von Familienmitgliedern die uns mal etwas bedeutet haben (wir haben keinen Kontakt mehr zur Familie, außer zur Mutter) ... tja und jetzt rätseln wir, was bloß tun mit dieser Schachtel?

Wir würden sie gerne vergraben, aber es ist doch eine relativ große Schachtel, und dann noch die Frage: wo vergraben? Und das für die nächsten 10 Jahre? Denn vorher haben wir nicht vor, das Ding wieder zu öffnen.

Also vergraben fällt weg. Dennoch würden wir die Schachtel gerne irgendwie beerdigen. Aber vielleicht können wir auch etwas anderes von ihnen nehmen und beerdigen? Denn eine Beerdigung ist es, was diese Trauer braucht.
Denn es ist eine Trauer, als wären ganz viele liebe Menschen auf einmal gestorben.
Denn sie wollen uns nicht mehr in ihrem Leben haben. Wir haben sie erst vor wenigen Monaten via Facebook kontaktiert und gefragt, warum sie uns damals ohne ein Wort einfach gehen ließen, uns die Freundschaft kündigten. Es kam bis heute keine Antwort und wir wissen, wir werden keine erhalten.

Diese Trauer bedarf einer symbolischen Beerdigung für Menschen, für die WIR gestorben sind.

Wir werden vielleicht noch etwas finden, dass wir begraben können. Irgendwo, wo wir auch gelegentlich hinfahren können, das Grab besuchen, unsere Trauer ausheulen, vielleicht auch mit ihnen reden, wenn's ganz schlimm wird.

Wir müssen irgendwie einen Weg finden, mit dem Ganzen abzuschließen, denn wir werden den Abschluss der Aussprache nie erhalten. Sie sind dazu nicht bereit. Sie sprechen nicht mehr mit uns.

Also müssen wir es anders beenden: für uns.


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